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Alt 17.02.2012, 13:15
Benutzerbild von Sayonara
Sayonara (Offline)
Say O' Nara Undercover
 
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Ich finde an den ganzen Thesen überhaupt nichts erfrischend. Ich würde Musik gerne weiterhin in hoher Qualität (1411 kbps von der CD) und nicht in Form von billigen 128 kbps mp3's (z.B. You-Tube, die konvertieren Uploads mit höherer Qualität auf 128 kbps runter) hören. Oder auch keine 320er mp3 die von einer beschissenen Soundquelle kommen oder miserabel encodiert wurden. Im Netz schwirrt soviel Dreck rum. Wer braucht sowas? Dann lade ich es mir zumindest offiziell herunter. Da kann ich sicher gehen, dass das mp3 von einer sauber gemasterten CD kommt, mit einem aktuellen Codec ordentlich enkodiert wurde und mind. 256 kbps gross ist. Und das hört man dann auch. Ausserdem wäre es schön, wenn auch weiterhin Geld für aufwendigere Produktionsprozesse zur Verfügung steht, damit wir nicht irgendwann nur noch billige Akkustik-Songs begleitet von max. einer Gitarre hören dürfen. Davon gibt es schon genug. Aber dafür werden die Gratis-Sauger auch noch sorgen, dass die CD dann irgendwann ganz verschwindet und die Qualität der Songs immer weiter nachlässt.

CD's sind heute schon erschwinglich und die Preise sind trotz Inflation und gestiegener Löhne schon seit Jahren stabil, wenn nicht sogar tendenziell fallend. Mann kann sie sich ja beispielsweise auch aus 2. Hand über den Amazon-Marketplace oder ebay preiswert kaufen. Dann ist die Argumentation aber: Oh, wenn ich Geld für Musik ausgeben soll, dann kann ich mir ja die neuseste Spielekonsole oder den fetten Urlaub nicht mehr leisten. Tut mir leid, als ich Jugendlicher war hatte ich nicht die Erwartung mir jede beliebige Platte für umsonst irgendwo herzuholen und habe diese Erwartung auch heute noch nicht.

Nein, aber die Netzgeneration 2.0 knallt sich gerne für lau die Festplatte mit Songs/Filmen in zweifelhafter Sound-/Bildqualität voll und geht dann auf die Strasse mit der Forderung: Lasst uns doch in Ruhe weiterklauen, wir haben uns so schön daran gewöhnt. Qualität scheint heute auch keinen mehr zu interessieren, Hauptsache umsonst. Dass die Konzertpreise so drastisch angestiegen sind, dafür haben die Leute von der Umsonst-Fraktion auch bereits gesorgt. D.h. ich muss mehr für 'ne Konzertkarte berappen, weil andere nicht willens sind für Musik zu zahlen? Toll.

@franze: Musiker sollen Musik um der Musik willen machen und nichts dran verdienen dürfen? Das kann doch wohl keine ernsthafte Bemerkung sein. Türlich geht es auch um Profit. Oder arbeitest Du ohne Gegenleistung? Versteh' ich überhaupt nicht. Schlag doch mal deinem Chef vor, dass er Dir kein Gehalt mehr zahlt. Der wird sich freuen. Ist dann eben Arbeit um der Arbeit willen. Das schliesst der Blick durch deine rosa Brille wahrscheinlich nicht mit ein. Weil der Blick nämlich total einseitig ist.

Der Hersteller des Produkts ist der Einzige, der über den Preis zu befinden hat. Findet das Produkt zu dem von ihm festgelegten Preis zu wenig Abnehmer, geht er mit dem Preis runter. Das ist Angebot und Nachfrage. Angebot und Nachfrage ist nicht: Egal zu welchem Preis er es anbietet, wir klauen es eh. Die neue Generation scheint die Gesetzmässigkeiten des Marktes in der analogen Welt zu akzeptieren, im digitalen Netz aber herrscht Anarchie pur. Kein Wunder also, dass dann sowas wie ACTA ausgeküngelt wird. Ich glaube, dass Politik und Industrie mittel- bis langfristig Wege finden werden, die Saugerei zumindest in der Breite wie sie jetzt stattfindet, zu unterbinden. Musik für umsonst wird es offiziell und legal nie geben (nur in Einzelfällen) oder eben werbefinanziert, dann zahlt der Verbraucher über Umwege trotzdem, indem die Werbeausgaben ins Markenprodukt eingepreist werden. Auch eine Industrie um die meisten Musiker herum wird es immer geben, weil viele Interpreten auf deren Vorab-Investitionen, Marktkenntnisse und das eigentliche Musikstudio incl. Equipment und Studiomusikern angewiesen sind. Zwischen einem selbstabgemischten Demotape und einer finalen, professionellen Studioaufnahme ist ein himmelweiter Unterschied. Vom Label trennen können sich nur die Musiker, die bereits soviel Kohle auf der Kante haben, all dies selbst finanzieren zu können. Eine Aussage, heute braucht generell niemand mehr ein Label, ist so mit Sicherheit nicht richtig. Auch das Urheberrecht wird nicht fallen, bestenfalls wird es angepasst. Die Netzgeneration 2.0 ist auch nicht das Volk, sondern nur ein prozentual geringer Teil des Volkes. Bundesweit sind wohl am Demotag ca. 100.000 auf die Strasse gegangen, überwiegend nur junge Leute.

Geändert von Sayonara (17.02.2012 um 15:05 Uhr)
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  #2  
Alt 17.02.2012, 16:38
Benutzerbild von franze
franze (Offline)
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Zitat:
Zitat von Sayonara Beitrag anzeigen
@franze: Musiker sollen Musik um der Musik willen machen und nichts dran verdienen dürfen? Das kann doch wohl keine ernsthafte Bemerkung sein.
Da hast du mich falsch verstanden. Ich meine - und das auch ernsthaft - dass es immer Leute geben wird, deren erstes Motiv, warum sie Musik machen, die Musik selbst ist. Ob sie damit Geld machen oder nicht, darüber hab ich nichts gesagt oder anders gesagt: natürlich soll und darf jeder mit seiner Musik Geld machen. Das hat auch nichts nichts mit Einseitigkeit zu tun und auch dein Vergleich mit "Arbeit um der Arbeit willen" hinkt hier dann doch.
Genauso glaub ich hast du mich mit dem "man braucht kein Label mehr" falsch verstanden bzw. wir gehen hier von einem unterschiedlichen Qualitätsbegriff auf: für dich heißt Qualität wohl eher "technisch hochwertig produziert", ich sehe unter qualitativ hochwertiger Musik in erster Linie schlicht "gute Musik", die mir gefällt. Und dazu brauchts kein Label, sondern nur ein paar Leute mit Instrumenten und eine gute Idee.

Deshalb kann ich wohl auch dein Argument mit der Qualität nicht nachvollziehen, was aber vielleicht auch einfach daran liegt, dass ich keinen Unterschied zwischen 256 & >1k höre bzw. nicht die Anlage o.ä. habe, die das überhaupt wiedergeben kann. Genauso ist es mit Filmen oder Serien, wobei ich da schlechte Qualität gar nicht entdecken kann: die meisten Serien sind in ganz normaler SD und auch HD-Qualität zu finden, viel besser wird eine DVD da auch nicht rankommen. Und bei Filmen muss man sich einfach ein wenig gedulden und auf einen anständigen DVDRip warten.

Auch kann ich dir einen Grund nennen, warum die CD-Preise nicht steigen: iTunes! Wenn das nicht vor Jahren gekommen wäre, hätte doch die gesamte Musikindustrie noch viele Jahre weiterhin die Augen vor dem Netz zugedrückt und weiter nur gejammert, dass im Netz nur Böses geschieht, anstatt eine eigene vernünftige Plattform aufzubauen. Nur weil Apple das Modell knallhart aufgezogen hat und das Preismodell funktioniert (ja, es gibt Leute die ganz legal ihre Musik beziehen), sind auch die normalen CD-Preise nicht in den Himmel gestiegen. Ist zumindest meine Meinung der Dinge.

Natürlich hast du aber recht, dass es nicht sein kann, dass man die Erwartung hat, alles umsonst zu bekommen, das denk ich auch, obwohl ich wohl deutlich jünger bin. Aber dein Argument aus deiner Jugendzeit klingt - bitte nicht falsch verstehen - eher wie das Totschlag-Argument von wegen "Früher war alles besser". Früher wurden auf dem Schulhof erst die Kassetten getauscht und überspielt, dann waren es die CDs, die man getauscht und gebrannt hat, und heute läuft das einfach alles digital ab und nicht mehr auf dem Schulhof. Deshalb kann ich mir auch nicht vorstellen, dass langfristig diese Tauscherei unterbunden wird - vielleicht in der großen Breite, da hast du wohl recht, aber ansonsten wirds immer einen Weg geben. Vor nicht allzulanger Zeit wares es Torrents, als diese dann unsicher wurden, sind es die OCH geworden und wer weiß, was in der Zukunft kommt. Man braucht da jetzt auch nur schauen, was nach Megaupload passiert ist: 7 Tage große Panik und nun? Alles läuft weiter wie bisher.


Dass das Urheberrecht angepasst werden muss, ist auch klar. Aber die Frage ist doch, in welche Richtung das passieren wird? Die große Gefahr ist doch, dass es nur in Richtung der Unternehmen gehen wird: den Einfluss und die Macht der großen Unternehmen noch weiter stärken, sprich: den Profit vermehren. Das ist in der Musikindustrie so, und genauso in jeder anderen Branche. Immer mehr. Weil zig Millionen Gewinn nicht reichen. Aber geht der Gewinn mal um ein paar Prozente zurück und liegt nur noch bei einigen und nicht mehr mehreren Millionen, dann müssen immer gleich Entlassungen her.
Genau das ist es doch auch, was hinter SOPA, ACTA und all dem Zeug steckt. Mal als Beispiel die beiden Dinge hier:

Zitat:
Das Urheberrechtsabkommen ACTA treibt Menschen auf die Straße. Am Samstag wurde europaweit gegen das Abkommen demonstriert. Haben Sie verstanden, warum?

Weil es kein Urheber-, sondern ein Verwertungsrechtsabkommen ist. Ein Beispiel: Die Süddeutsche Zeitung druckte Interviews und Texte über Produktionen meiner Firma. Wir stellten es - stolz, na klar - auf unsere Homepage. Eine Anwaltskanzlei mahnt uns ab, und wir zahlen der Süddeutschen jedes Mal 500 Euro für Content, der auf unserer Urheberei beruht. Anderes Beispiel: Der Westdeutsche Rundfunk hat im großen Verlegerbeschwichtigen der WAZ-Gruppe seine Archive geöffnet. Ergebnis : Wenn ich einen alten Beitrag von mir herzeigte, kann mich sowohl die Westdeutsche Allgemeine Zeitung wie auch der WDR verklagen; der Einzige, der definitiv keine Rechte an seinem Werk hat, bin ich - der Urheber. ACTA verstärkt die Macht der Vermarkter gegen Verbraucher und Urheber entscheidend weiter; es ist ein Selbstmordversuch für ideengetriebene Volkswirtschaften.

- taz.de
Zitat:
The truth is that UMG is continuing the lawsuit for one reason: because it's hoping and praying that some court will magically believe UMG's made up interpretation of copyright law. If that happens, it will make it much easier for UMG to kill other legit sites that it doesn't like. It will also allow UMG to pretend that Veoh was a "rogue" site that needed to be killed, rather than a successful legitimate business that was killed via a bogus lawsuit.
Apparently Veoh Isn't Dead Enough For Universal Music; Asks For Rehearing Of Its Bogus Copyright Lawsuit | Techdirt
Irgendwas stimmt hier ganz und gar nicht mehr.

Zitat:
Die Netzgeneration 2.0 ist auch nicht das Volk, sondern nur ein prozentual geringer Teil des Volkes.
Richtig. Aber diese prozentualer Anteil wird immer größer werden und damit auch immer mehr Einfluss gewinnen; als kleines, wenn auch blödes Beispiel dienen hier doch die Piraten. Solange die etablierten Parteien es nicht verstehen, wie man das Netz nutzen kann und mit der sog. Netzgemeinde arbeitet, und blinde Leute wie Ansgar Heveling in der "Kommission Internet und digitale Gesellschaft" sitzen, braucht sich niemand wundern, wenn das Netz nicht mit der "realen" Welt zu einer Übereinstimmung kommt.
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  #3  
Alt 17.02.2012, 20:13
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Sayonara (Offline)
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Danke erstmal für deine sachliche Antwort franze.

Zitat:
Weil es kein Urheber-, sondern ein Verwertungsrechtsabkommen ist. Ein Beispiel: Die Süddeutsche Zeitung druckte Interviews und Texte über Produktionen meiner Firma. Wir stellten es - stolz, na klar - auf unsere Homepage. Eine Anwaltskanzlei mahnt uns ab, und wir zahlen der Süddeutschen jedes Mal 500 Euro für Content, der auf unserer Urheberei beruht.
Dann hätte die betreffende Firma, die die Interviews gegeben hat, vor dem Führen der Interviews darauf hinwirken müssen, dass die Interviews nur unter der Voraussetzung stattfinden, dass der Inhalt anschliessend beidseitig verwendet werden darf und nicht nur von der Süddeutschen Zeitung. Die für die Öffentlichkeitsarbeit zuständigen Damen und Herren von Firmen müssen optimal in Sachen Verwertungsrecht/Urheberrecht/Vertragsrecht geschult sein, bevor sie sich da auf Interviews einlassen oder sie sprechen sich mit ihrer Rechtsabteilung ab um von vornherein nicht in solche Fallen zu tappen. Mir war der Unterschied Verwertungsrecht/Urheberrecht nicht bekannt, ich bin aber auch kein Medienexperte.

Man kann mit geltendem Recht immer zufrieden oder unzufrieden sein. Es geht aber nicht an, dass jeder Recht für sich selbst definiert. Es mag Dinge geben die nicht sinnvoll sind. Dafür ist der politische Wettbewerb da, diese Dinge zu diskutieren und ggf. auszuräumen. Dann wollen wir eben mal sehen, ob sich die Piratenpartei z.B. auch im Bund durchsetzen kann. Mich überzeugen die bislang keineswegs. Alles schön bunt, Laptop auf'm Tisch und alles schön basisdemokratisch und transparent. Ausser dem Thema Netzpolitik haben die momentan aber leider noch gar nichts weiter auf der Agenda. Wollen wir mal sehen, ob das so wird wie bei den Grünen, die auch nur mit Anti-Atomkraft-Politik angefangen haben.

Es kann jedenfalls nicht sein, dass die Netzgemeinde, Anonymous oder sonstwer sich am besten gleich am Tag der Veröffentlichung des geistigen Eigentums Dritter bemächtigt und im schlimmsten Fall damit selbst Kohle macht. Wer das nicht so sieht, dürfte auch nicht böse drüber sein, wenn die eigene EC-Karte am manipulierten Geldautomaten ausgelesen wird, davon ein Duplikat erstellt wird und das eigene Konto von Dritten leergeräumt wird. Die haben dann doch auch nichts gemacht, du hast das Original der Karte ja noch. Das hilft dir nur nichts mehr.

Das ist letztlich alles Anarchie und Bananenrepublik. Der Urheber sollte schon die Früchte seiner Arbeit ernten dürfen, alles andere ist eine Farce. Aber gut, ich hab' meinen Senf jetzt ausreichend dazugegeben und bin nach wie vor davon überzeugt dass man eine Ware kaufen sollte, wenn man sie haben will. Ich fänd' es für mich selbst nicht geil, die ganze Festplatte voll nur mit geklauten Zeug minderer Qualität zu haben, wenn ich auch zugeben muss, in einigen Fällen selbst gesaugt zu haben. Aber ich mach das eben nicht zum Prinzip, sondern zur Ausnahme und fühle mich eigentlich immer unwohl wenn ich selbst mal sauge.

Fakt ist, sollte ACTA kommen ist es nichtmal eine Änderung des jetzt bereits geltenden Rechts, sondern lediglich ein Akt, der diesem Recht zur besseren Umsetzung verhilft. Und ich denke nicht, dass das auf Zensur wie in China oder sonstwo hinausläuft. Als ob es eine schlimme Strafe wäre, wenn der Internetzugang mal für 2 Wochen gekappt wird. Back to Reality. Wer dauernd zu schnell fährt und dabei geblitzt wird, kriegt irgendwann auch vorübergehend den Lappen abgenommen und auch wenn der Führerschein zur Ausübung des Berufs nötig ist. Hatte den Fall im eigenen Familienumfeld. Und es ist schon skurril wenn sich die freiwillig Facebook ausliefernde Community (Abtretung aller Rechte an Wort und Bild) an anderer Stelle auf einmal auf Datenschutz und Privatsphäre pocht. Das passt irgendwie nicht zusammen. Man dreht es sich, wie man es gerade braucht.

Geändert von Sayonara (17.02.2012 um 20:39 Uhr)
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