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Zitat von Sayonara
@franze: Musiker sollen Musik um der Musik willen machen und nichts dran verdienen dürfen? Das kann doch wohl keine ernsthafte Bemerkung sein.
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Da hast du mich falsch verstanden. Ich meine - und das auch ernsthaft - dass es immer Leute geben wird, deren
erstes Motiv, warum sie Musik machen, die Musik selbst ist. Ob sie damit Geld machen oder nicht, darüber hab ich nichts gesagt oder anders gesagt: natürlich soll und darf jeder mit seiner Musik Geld machen. Das hat auch nichts nichts mit Einseitigkeit zu tun und auch dein Vergleich mit "Arbeit um der Arbeit willen" hinkt hier dann doch.
Genauso glaub ich hast du mich mit dem "man braucht kein Label mehr" falsch verstanden bzw. wir gehen hier von einem unterschiedlichen Qualitätsbegriff auf: für dich heißt Qualität wohl eher "technisch hochwertig produziert", ich sehe unter qualitativ hochwertiger Musik in erster Linie schlicht "gute Musik", die mir gefällt. Und dazu brauchts kein Label, sondern nur ein paar Leute mit Instrumenten und eine gute Idee.
Deshalb kann ich wohl auch dein Argument mit der Qualität nicht nachvollziehen, was aber vielleicht auch einfach daran liegt, dass ich keinen Unterschied zwischen 256 & >1k höre bzw. nicht die Anlage o.ä. habe, die das überhaupt wiedergeben kann. Genauso ist es mit Filmen oder Serien, wobei ich da schlechte Qualität gar nicht entdecken kann: die meisten Serien sind in ganz normaler SD und auch HD-Qualität zu finden, viel besser wird eine DVD da auch nicht rankommen. Und bei Filmen muss man sich einfach ein wenig gedulden und auf einen anständigen DVDRip warten.
Auch kann ich dir einen Grund nennen, warum die CD-Preise nicht steigen: iTunes! Wenn das nicht vor Jahren gekommen wäre, hätte doch die gesamte Musikindustrie noch viele Jahre weiterhin die Augen vor dem Netz zugedrückt und weiter nur gejammert, dass im Netz nur Böses geschieht, anstatt eine eigene vernünftige Plattform aufzubauen. Nur weil Apple das Modell knallhart aufgezogen hat und das Preismodell funktioniert (ja, es gibt Leute die ganz legal ihre Musik beziehen), sind auch die normalen CD-Preise nicht in den Himmel gestiegen. Ist zumindest meine Meinung der Dinge.
Natürlich hast du aber recht, dass es nicht sein kann, dass man die Erwartung hat, alles umsonst zu bekommen, das denk ich auch, obwohl ich wohl deutlich jünger bin. Aber dein Argument aus deiner Jugendzeit klingt - bitte nicht falsch verstehen - eher wie das Totschlag-Argument von wegen "Früher war alles besser". Früher wurden auf dem Schulhof erst die Kassetten getauscht und überspielt, dann waren es die CDs, die man getauscht und gebrannt hat, und heute läuft das einfach alles digital ab und nicht mehr auf dem Schulhof. Deshalb kann ich mir auch nicht vorstellen, dass langfristig diese Tauscherei unterbunden wird - vielleicht in der großen Breite, da hast du wohl recht, aber ansonsten wirds immer einen Weg geben. Vor nicht allzulanger Zeit wares es Torrents, als diese dann unsicher wurden, sind es die OCH geworden und wer weiß, was in der Zukunft kommt. Man braucht da jetzt auch nur schauen, was nach Megaupload passiert ist: 7 Tage große Panik und nun? Alles läuft weiter wie bisher.
Dass das Urheberrecht angepasst werden muss, ist auch klar. Aber die Frage ist doch, in welche Richtung das passieren wird? Die große Gefahr ist doch, dass es nur in Richtung der Unternehmen gehen wird: den Einfluss und die Macht der großen Unternehmen noch weiter stärken, sprich: den Profit vermehren. Das ist in der Musikindustrie so, und genauso in jeder anderen Branche. Immer mehr. Weil zig Millionen Gewinn nicht reichen. Aber geht der Gewinn mal um ein paar Prozente zurück und liegt nur noch bei einigen und nicht mehr mehreren Millionen, dann müssen immer gleich Entlassungen her.
Genau das ist es doch auch, was hinter SOPA, ACTA und all dem Zeug steckt. Mal als Beispiel die beiden Dinge hier:
Zitat:
Das Urheberrechtsabkommen ACTA treibt Menschen auf die Straße. Am Samstag wurde europaweit gegen das Abkommen demonstriert. Haben Sie verstanden, warum?
Weil es kein Urheber-, sondern ein Verwertungsrechtsabkommen ist. Ein Beispiel: Die Süddeutsche Zeitung druckte Interviews und Texte über Produktionen meiner Firma. Wir stellten es - stolz, na klar - auf unsere Homepage. Eine Anwaltskanzlei mahnt uns ab, und wir zahlen der Süddeutschen jedes Mal 500 Euro für Content, der auf unserer Urheberei beruht. Anderes Beispiel: Der Westdeutsche Rundfunk hat im großen Verlegerbeschwichtigen der WAZ-Gruppe seine Archive geöffnet. Ergebnis : Wenn ich einen alten Beitrag von mir herzeigte, kann mich sowohl die Westdeutsche Allgemeine Zeitung wie auch der WDR verklagen; der Einzige, der definitiv keine Rechte an seinem Werk hat, bin ich - der Urheber. ACTA verstärkt die Macht der Vermarkter gegen Verbraucher und Urheber entscheidend weiter; es ist ein Selbstmordversuch für ideengetriebene Volkswirtschaften.
- taz.de
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Irgendwas stimmt hier ganz und gar nicht mehr.
Zitat:
Die Netzgeneration 2.0 ist auch nicht das Volk, sondern nur ein prozentual geringer Teil des Volkes.
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Richtig. Aber diese prozentualer Anteil wird immer größer werden und damit auch immer mehr Einfluss gewinnen; als kleines, wenn auch blödes Beispiel dienen hier doch die Piraten. Solange die etablierten Parteien es nicht verstehen, wie man das Netz nutzen kann und
mit der sog. Netzgemeinde arbeitet, und blinde Leute wie Ansgar Heveling in der "Kommission Internet und digitale Gesellschaft" sitzen, braucht sich niemand wundern, wenn das Netz nicht mit der "realen" Welt zu einer Übereinstimmung kommt.