Alice Visconti
Alice (* 26. September 1954 in Forlì; eigentlich Carla Bissi) ist eine italienische Popsängerin.
Karriere
Bereits als 17-Jährige brachte Bissi unter ihrem richtigen Namen ihre ersten Singles heraus, die jedoch erfolglos blieben – genauso wie ihre ersten beiden Alben La mia poca grande eta (1975) und Cosa resta un fiore (1978), für die sie das Pseudonym Alice Visconti benutzte. Erst die Zusammenarbeit mit dem Cantautore Franco Battiato brachte den Durchbruch. Das erste gemeinsame Album Capo nord (1980) – jetzt als Alice – wurde zu einem kleinen Achtungserfolg. Die daraus ausgekoppelte Single Il vento caldo dell' estate wurde hingegen zum Überraschungshit. Mit
Per Elisa gewann sie das Sanremo-Festival 1981, erreichte die Nummer-2-Position der italienischen Charts und verkaufte eine halbe Million Singles. Der Erfolg wiederholte sich in vielen europäischen Ländern (Deutschland, Schweiz, Österreich, Holland, Belgien, Finnland), wo sie zusammen mit Künstlern wie Gianna Nannini, Loretta Goggi und Ricchi e Poveri Teil einer Welle von italienisch gesungener Pop- und Rockmusik wurde. Es folgten zwei Alben mit angerockter Popmusik, Per Elisa und Azimut. Beide Alben waren von Battiato produziert. Ihr erstes selbstproduziertes Album Falsi Allarmi (1983) war weniger erfolgreich als seine Vorgänger. Ihren größten Erfolg in Deutschland hatte sie mit
Una notte speciale, das es sogar bis auf den achten Platz der meistverkauften Singles des Jahres 1982 schaffte.
Im Jahr 1984 hatte sie zwei Hitsingles mit Duetten. Zum einen
Zu nah am Feuer mit dem deutschen Sänger Stefan Waggershausen, das in der Schweiz und Österreich Nummer 1 der Charts wurde. Zum anderen
I treni di Tozeur, eine erneute Zusammenarbeit mit Battiato, mit dem sie beim Eurovision Song Contest 1984 den fünften Platz belegte. Es folgte das Album Gioielli rubati („Gestohlene Juwelen“) mit Coverversionen von Battiato-Songs. Kritiker waren über Alices Interpretationen von Battiato-Klassikern geteilter Meinung, doch das Publikum mochte das Album, besonders in Frankreich und Deutschland.
Ab 1986 wollte Alice verstärkt eigene Ideen umsetzen, noch introvertierter und persönlicher, aber auch melodiöser. Mit jedem Album kamen neue musikalische Aspekte hinzu. Durch Einflüsse aus Folk, New Age, Hip Hop, Dance, Electro, Rock und andere Musikrichtungen erweiterte sich ihr Spektrum kontinuierlich. Erstes Ergebnis dieses „neuen künstlerischen Lebens“ war das 1986er-Album Park Hotel auf dem Sie u. a. mit Tony Levin und Phil Manzanera zusammenarbeitete.Aus diesem Album stammt die Single Nomadi. In dieser Zeit der musikalischen Neuorientierung kippte das Erfolgs-Verhältnis: Alices Popularität in Deutschland übertraf nun fast jene in Italien, wo ihre Anhängerschaft abzunehmen schien. So wurde sie 1987 ein zweites Mal mit der begehrten „Goldenen Europa“ des Saarländischen Rundfunks ausgezeichnet. Erreichte ihr 1987er „Greatest Hits“-Album Elisir mit neuen Versionen ihrer bekannten Titel nördlich der Alpen wenigstens noch hintere Chartplätze, ging es in den meisten anderen Ländern unter.
Ab Ende der 80er Jahre nahm Alices kommerzieller Erfolg zunehmend ab. Alben wie Il sole nella pioggia (1989) oder Charade (1995) wurden, obwohl mit deutlichen Einflüssen der jeweils aktuellen Musiktrends versehen und immer noch weltweit veröffentlicht (sogar bis nach Asien), weithin ignoriert. Auch ihre Mitwirkung an dem experimentellen Ambient-Projekt Devogue fand kein nennenswertes Echo. Im Jahr 2000 nahm Alice nach 20 Jahren erneut am Sanremo-Festival teil, doch das erhoffte kommerzielle Comeback blieb aus. Ihr Titel Il giornio dell'indipedenza landete auf einem der hinteren Ränge. Ihr bislang letztes Album kam 2003 unter dem Namen Viaggio in Italia heraus – eine Art musikalische Reise durch italienische Befindlichkeiten. Mit Songs wie Auschwitz verbindet sie ernste Themen mit harmonischen Popklängen. Erwähnenswert sind auch ihre Ausflüge in anspruchsvolle musikalische Gebiete, etwa wenn sie Gastspiele mit Pasolini-Texten gibt oder in Kirchen spirituelle Lieder aus ihrem Album God is my DJ singt.