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Hedy Lamarr
Hedy Lamarr, eigentlich Hedwig Eva Maria Kiesler (* 9. November 1914 in Wien, Österreich-Ungarn; † 19. Jänner 2000 in Altamonte Springs, Florida), war eine österreichisch-amerikanische Filmschauspielerin und Erfinderin.
Nach Beginn ihrer Filmkarriere in Österreich wurde sie ab Ende der 1930er Jahre zum Hollywood-Star. Für ihre Erfindung, die sie im Zweiten Weltkrieg im Dienste der US Navy und der Alliierten zu entwickeln begann, wurde sie im Jahr 2014 in die National Inventors Hall of Fame aufgenommen. Leben Frühe Jahre Lamarr stammte aus einer jüdischen Familie. Ihr aus Lemberg gebürtiger Vater Emil Kiesler war Bankdirektor des Creditanstalt-Bankvereins, die Mutter Gertrud Lichtwitz kam aus Budapest und war ausgebildete Konzertpianistin. Hedy besuchte eine Privatschule, erhielt Klavier-, Ballett- und Sprachunterricht. Schon in ihrem vierten Film Man braucht kein Geld (1931) mit Heinz Rühmann und Hans Moser hatte Lamarr eine Hauptrolle. Der tschechoslowakisch-österreichische Film Symphonie der Liebe (besser bekannt unter dem Titel Ekstase) von 1933 war aufgrund seiner Nacktszenen ein Skandal. Aber nicht nur die zehnminütige Nacktszene – ein Bad in einem See und der anschließende Gang nackt durch einen Wald – sorgte für Aufsehen, sondern vor allem eine Liebesszene, in der lediglich ihr sexuell erregtes Gesicht zu sehen war – sie spielte einen Orgasmus. Im nationalsozialistischen Deutschland wurde der Film deshalb verboten. Erst 1935, nach Kürzungen durch die Nazis, wurde der Film unter Tumulten in einigen wenigen deutschen Kinos gezeigt, versehen mit der Warnung: „Dieser Film ist jugendverderbend.“ Lamarr heiratete am 10. August 1933 den reichen Wiener Industriellen Fritz Mandl, einen herrschsüchtigen und eifersüchtigen Mann, der ihr das Auftreten in Filmen verbot. Er war Sohn eines jüdischen Vaters und einer katholischen Mutter und verlangte anlässlich der Hochzeit in der Wiener Karlskirche von ihr, dass sie zum katholischen Glauben übertrete. Am gemeinsamen Wohnsitz, dem Gut Fegenberg in Schwarzau im Gebirge in Niederösterreich, verkehrte Prominenz wie Ödön von Horváth oder das Ehepaar Franz und Alma Werfel. Mandl war Waffenfabrikant, der unter anderem auch mit dem nationalsozialistischen Deutschland Geschäfte machte. Sie verließ ihn 1937 und ging nach Paris, später nach London. Erfinderin Hedy Lamarr, die sich als Gegnerin des Nationalsozialismus im Zweiten Weltkrieg auf die Seite der Alliierten stellte, entwickelte eine 1942 patentierte Funkfernsteuerung für Torpedos. Diese war durch selbsttätig wechselnde Frequenzen schwer anzupeilen und weitgehend störungssicher. Zu der Erfindung war es gekommen, als sie und der Komponist George Antheil für sein Ballet Mécanique 16 Pianolas untereinander und mit einem Film zu synchronisieren hatten, was über gleichzeitig ablaufende Klavierrollen (Lochstreifen) gelang. Das Problem bei der Funkfernsteuerung lösten sie mittels identischer Lochstreifen in Sender und Empfänger. Dadurch waren die gleichzeitigen Frequenzwechsel möglich. Lamarr soll als Frau des Waffenherstellers Fritz Mandl Zugang zu höchst geheimen Informationen auch im Bereich der Funktechnik gehabt haben. Lamarr und Antheil arbeiteten einige Monate lang an ihrer Idee, bevor sie diese im Dezember 1940 dem nationalen Erfinder-Rat (National Inventors Council) präsentierten. Vorsitzender des Rates war Charles Kettering, Forschungsdirektor von General Motors. Kettering schlug Lamarr und Antheil vor, die Idee patentieren zu lassen. Mit Unterstützung eines Professors für Elektrotechnik am California Institute of Technology bereiteten sie das Patent zur Anmeldung vor. Am 11. August 1942 wurde es vom Patentamt erteilt. Aufgrund ihrer Komplexität wurde die Erfindung von Lamarr und Antheil jedoch nie in ihrer ursprünglichen Form eingesetzt. 1962 verwendeten einige Navy-Schiffe eine weiterentwickelte Version der Technik. Der gleichzeitige Frequenzwechsel, genannt Frequenzsprungverfahren (englisch frequency-hopping) wird in der Kommunikationstechnik zum Beispiel bei Bluetooth verwendet. Für ihre Erfindung erhielt Lamarr 1997 den Electronic Frontier Foundation Pioneer Award. 2014 wurde Lamarr posthum in die National Inventors Hall of Fame aufgenommen. Hollywood In London wurde sie von Louis B. Mayer für MGM unter Vertrag genommen. Gleichzeitig gab er ihr den Künstlernamen Hedy Lamarr, wobei er sich direkt auf den berühmten Stummfilmstar Barbara La Marr bezog, die seinerzeit unter dem Titel The Girl Who Was Too Beautiful bekannt war. MGM vermarktete sie als „schönste Frau der Welt“. Trotzdem schaffte sie durch die Mitwirkung in dem Streifen Algiers im Jahr 1938 an der Seite von Charles Boyer eine Sensation. Viele Schauspielerinnen kopierten ihre Mittelscheitel-Frisur, und die brünette Haarfarbe wurde zur Modefarbe der späten 1930er Jahre. Joan Bennett trieb die Mimikry so weit, dass sie für den Streifen Trade Winds ihre bislang blonden Haare à la Lamarr färbte und für den Rest ihrer Karriere nicht änderte. Gleichzeitig war Lamarr für eine Renaissance des Hutes als Accessoire für Schauspielerinnen Vorbild. Als Kopfbedeckungen trug sie Turbane, Schals, Schleier und sogar an Pagoden erinnernde mehrstöckige Kreationen. Louis B. Mayer wollte aus Hedy Lamarr den größten Star des Studios machen und betraute damit zunächst Josef von Sternberg, der bei ihrem MGM-Debüt, dem Film I Take This Woman, Regie führen sollte. Zahlreiche Pannen begleiteten von Beginn an diese Produktion, die über 18 Monate dauerte, bei der sich drei Regisseure abwechselten und während der fast die komplette Besetzung ausgewechselt wurde. Am Ende bezeichneten manche den Film scherzhaft als I Retake This Woman, und das Ergebnis war ein Flop. Lamarr selbst wirkte nebenbei noch neben Robert Taylor in dem Film Lady of the Tropics mit, der schließlich sogar noch früher in den Verleih kam. Im Studio galt Lamarr als träge, wenig ambitioniert und relativ schwierig. Sie spielte gelegentlich gute Rollen, doch meistens war sie als „dekoratives Beiwerk“ in eher eindimensional gestalteten weiblichen Hauptrollen zu sehen. Dies gilt insbesondere für ihren größten kommerziellen Erfolg, den Film Samson und Delilah, bei dem Cecil B. DeMille Regie führte. Als ihre wichtigste Rolle bezeichnete Lamarr 1947 ihren Auftritt als moderne und unabhängige Frau in der Geschäftswelt in H.M. Pulham, Esq. von King Vidor, für diesen Auftritt wurde sie auch von vielen Kritikern gelobt. Lamarr behauptete in späteren Jahren oft, sie habe viele gute Rollen abgelehnt, so in Casablanca und Das Haus der Lady Alquist. Im Jahr 1958 drehte sie ihren letzten Film. Privatleben Die Schauspielerin war sechsmal verheiratet und hatte zahlreiche Affären, auch mit Frauen. Ihre Ehemänner waren Fritz Mandl, Gene Markey, John Loder, Teddy Stauffer, W. Howard Lee sowie Lewis J. Boles. Sie hatte drei Kinder. Im Jahre 1965 wurde in Los Angeles eine Anzeige wegen Ladendiebstahls gegen sie bekannt, weil sie für kurze Zeit in Haft war, bis die Anklage gegen sie wegen Geringfügigkeit fallen gelassen wurde. 1991 wurde sie in Florida wegen des gleichen Delikts in Haft genommen. Durch ihren freiwilligen Verzicht auf Verteidigung und die Einwilligung zu einem Jahr Bewährungszeit wurde auf eine Anklage verzichtet. Ihre Autobiographie Ecstasy and Me wurde im Jahr 1967 herausgegeben. Kurze Zeit nach dem Erscheinen verklagte Lamarr den Co-Autor auf eine hohe Summe Schadenersatz, da er die Fakten verdreht habe. Die letzten Jahrzehnte ihres Lebens verbrachte Lamarr zurückgezogen in Florida. Ihr Sohn Anthony Loder (* 1947 in Los Angeles) studierte Theaterkunst an der UCLA und gründete 1982 eine Firma, mit der er Kommunikations- und Videoüberwachungssysteme in den Villen zahlreicher Hollywoodstars installierte. Anthony hat sieben Kinder und fünf Enkelkinder. Er lebt mit seiner Frau in Los Angeles und schrieb 2012 zusammen mit dem deutschen Journalisten Jochen Förster ein Buch über seine Mutter, das 2014, zu ihrem 100. Geburtstag, in einer revidierten Neuausgabe erschien. Ehrungen Hedy Lamarr wurde 1960 mit einem Stern auf dem Hollywood Walk of Fame geehrt. 1997 verlieh die Electronic Frontier Foundation Hedy Lamarr den EFF Pioneer Award in Würdigung ihrer und Antheils Erfindung. Dave Hughes, einem glühenden Verehrer Lamarrs, und seiner unermüdlichen Lobbyarbeit ist es zu verdanken, dass alle Hersteller von Funktechnologien Lamarrs Entwicklung letztendlich doch würdigten. 2006 wurde der Hedy-Lamarr-Weg in Wien-Meidling (12. Bezirk) nach der Schauspielerin benannt. Der Tag der Erfinder wird ihr zu Ehren in Deutschland, Österreich und der Schweiz an ihrem Geburtstag am 9. November gefeiert. Es soll Lamarrs letzter Wille gewesen sein, dass ihre Asche im Wienerwald verstreut wird. Zum Teil entsprachen ihre Kinder Anthony Loder und Deedee Loder diesem Wunsch, indem sie einige Jahre nach Lamarrs Tod die Hälfte der Asche im Grüngebiet Am Himmel verstreuten, das sich am Pfaffenberg, am Stadtrand von Wien, im nördlichen Wienerwald befindet. Die Szene wurde Teil des Films Calling Hedy Lamarr. Anthony Loders Anliegen, die restliche Asche seiner Mutter möge in einem Ehrengrab der Stadt Wien beigesetzt werden, wurde 2014 realisiert: Am 7. November 2014 wurde ihre Urne auf dem Wiener Zentralfriedhof in Gruppe 33 G, Grab Nr. 80, unweit der zentral gelegenen Präsidentengruft bestattet. Google ehrte sie am 9. November 2015, ihrem 101. Geburtstag, mit einem Doodle. Am 27. August 2019 wurde ein Asteroid nach ihr benannt: (32730) Lamarr. Sonstiges 1904 wurde in Wien der Wiener Ruderverein Austria gegründet. Dank des Vereinsbankdirektors Kiesler, des Vaters von Hedy Lamarr, wurde dieser zum damals größten und bestausgestatteten Klubhaus von Wien. Sie selbst war Mitglied des Ruderklubs und trainierte im Kuchelauer Hafen (Donauhafen an der nördlichen Stadtgrenze). Im Jahre 1956 besuchte Hedy Lamarr noch einmal diesen Verein, in dem sie ihre Jugend verbrachte, und die damals jungen Vereinsmitglieder erzählten später: „Wir konnten damals nicht verstehen, weshalb die alten Herren so aufgeregt waren!“ Lamarr reichte im Jahr 1974 eine 10-Millionen-Dollar-Klage bei Gericht ein, um gegen Verletzung ihrer Privatsphäre und unberechtigte Nutzung ihres Namens, zum Beispiel „Hedley Lamarr“ in Mel Brooks’ Film Blazing Saddles vorzugehen. In dem US-Western spielt der Schauspieler Harvey Korman die Rolle des Vizegouverneurs Hedley Lamarr, eine bewusste Anspielung auf Hedy Lamarr. Er wird im Film immer wieder falsch angesprochen, sodass er antwortet: „Ich heiße Hedley, nicht Hedy!“ Mel Brooks erzählte: „Die Produzenten kamen und sagten, Hedy Lamarr würde die Produktion verklagen, wenn wir ihren Namen in dem Film verwenden würden. (Er:) Bitte bezahlt sie!“ Daher kam es zu dem Satz im Film, wo der Gouverneur sagt: „Wir haben 1874, und du [Vizegouverneur Hedley Lamarr] kannst sie verklagen!“ – Der Fall wurde außergerichtlich beigelegt. Die Firma Corel veranstaltete 1996 einen 3-Millionen-US-Dollar-Designwettbewerb. John Corkery, der mit Corels Software CorelDRAW eine Vektor-Illustration von Hedy Lamarr kreierte, gewann diesen Wettbewerb. Zwei Jahre später schmückte das Werk die Karton- und CD-Verpackungen von CorelDRAW 8. Corel wurde daraufhin auf über 5 Mio. US-Dollar verklagt, mit dem Ziel, Corel die Benutzung des Werkes zu untersagen. Hedy Lamarr lebte zu dieser Zeit sehr zurückgezogen und fürchtete um ihre Privatsphäre. Man einigte sich schließlich außergerichtlich in einem Vergleich, und Corel wurde eine Lizenz zur Nutzung des vektorisierten Porträts zugestanden. Im Videospiel Half-Life ist das Schoßtier einer Figur nach Hedy Lamarr benannt. Hedy Lamarr wird im Frauen-Bildungskanon von Berg, Meier u. a. 2018 als Beispiel genannt. Hedy-Lamarr-Preis Um ihre Leistungen auch als Erfinderin zu würdigen, wurde der Hedy-Lamarr-Preis von der Stadt Wien im Wert von 10.000 Euro ausgelobt, der jährlich an österreichische Wissenschaftlerinnen für innovative Leistungen in der IT vergeben werden soll. Erstmals wurde er 2018 vergeben. Preisträgerinnen: 2018: Verena Fuchsberger-Staufer[27] 2019: Martina Lindorfer[28] 2020: Laura Nenzi[29]
1930: Geld auf der Straße 1931: Die Koffer des Herrn O. F. 1931: Die Blumenfrau von Lindenau (Verfilmung von Sturm im Wasserglas) 1931: Man braucht kein Geld 1933: Ekstase 1938: Algiers 1939: Lady of the Tropics 1940: I Take This Woman 1940: Der Draufgänger (Boom Town) 1940: Comrade X 1941: Komm, bleib bei mir (Come Live with Me) 1941: H.M. Pulham, Esq. 1941: Mädchen im Rampenlicht (Ziegfeld Girl) 1942: Crossroads 1942: Tortilla Flat 1942: White Cargo 1943: The Heavenly Body 1944: Experiment in Terror (Experiment Perilous) 1944: Der Ring der Verschworenen (The Conspirators) 1945: Her Highness and the Bellboy 1946: The Strange Woman 1947: Frau ohne Moral? (Dishonored Lady) 1948: Let’s Live a Little 1949: Samson und Delilah (Samson and Delilah) 1950: A Lady Without Passport 1950: Flammendes Tal (Copper Canyon) 1951: Spione, Liebe und die Feuerwehr (My Favorite Spy) 1954: Frauen (L’amante di Paride) 1954: L’eterna Femmina 1957: The Story of Mankind 1958: The Female Animal Ähnliche Themen:
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